Dass die Adventszeit die stillste Zeit im Jahr sein sollte, verdrängt euer Mitternachtsreigen heute mit Bravour. Hier gibt's eher voll auf die zwölf als dass leise der Schnee rieselt. Unsere Gesänge künden von Massaker, Days Of Destruction oder dem wilden Techno Viking. Hart, aber herzlich. Rumms, aber rhythmisch. Krach, aber mit guter Krach. Aggrotech klingt wohl als Bezeichnung für derlei dynamische Sounds eher böse, aber böse sind hier nur die Bässe. Der Rest lässt einem ein ganz, ganz breites Grinsen im Gesicht aufgehen, lässt einen zappeln vor freudiger Erwartung des ganz harten Bass Drops. Die Protagonisten des Wumms beherrschen ihr Metier, das ist höchster Stand der Electro-Technik!
Es ist verblüffend, wie rasch so ein Jahr verfliegt - 2024 hat doch gerade erst begonnen, schon ist Dezember. Noch viel erstaunlicher ist es jedoch, wie rasend gut 40 Jahre seit 1980 vergangen sind. Auch wenn die Jahre ihre Spuren hinterlassen haben und wir von Bands wie Alphaville oder Soft Cell nicht ganz so mehr von den "Jungs von..." sprechen können, so begeistern vor allem die Sounds, Styles und Songs der 80er Jahre mit einer Frische und Zeitlosigkeit, die Ihresgleichen sucht. In unerwartet vielen Werbespots tönen die Hooks aus 80er Jahre Hits als "Earcatcher", ganz zu schweigen von Remakes der 80er Songs, die in den Radiostationen im Powerplay laufen, als ob das der neueste heiße Scheiß wäre. Und dann sind da noch all die jungen Post-Punk- und Retrowave-Projekte, die allseits auf ungeteilte Begeisterung stoßen. Die 80er Jahre haben sich ganz schön im kollektiven Gehörgang festgesetzt und sind nicht mehr wegzukriegen!
Als Reiseleiter führt euch der Mitternachtsreigen durch vielfältige Klanglandschaften der elektronischen Kreationen, durch die Soundwelten der Synthesizermusik - ein wenig Skandinavien, ein paar Band- bzw Album-Jubiläen, Electrokunst aus Österreich und unser Lieblingslabel Infacted Recordings fährt selbstverständlich mit - das sind Zutaten, die eine Stunde Synthesizing zu etwas ganz Großem hochleveln. Wir fliegen, wir rasen, wir lassen uns treiben weit über synthetische Gefilde, wohin auch immer ihr wollt. Tiefgründiger Synthpop, tranceige Electronica, dynamischer Futurepop - an jeder Haltestelle unserer Tour finden sich erstaunliche Hörenswürdigkeiten von Mesh, HVOB, Future Lied To Us oder anderen.
Fiese Bässe, echt böse Beats, verzerrte Sounds, verstörende Vocals, dann auch noch die Bezeichnung Harsh Electronics oder Aggrotech - ganz schön schlimm, oder? Ach woher denn, Mitternachtsreigens Electro-Klänge machen heute so richtig Laune, Feierlaune, gehen direkt resolut nach vorne. Selbst Titel wie "Monotonie" oder "Never Satisfied" tun der Stimmung keinen Abbruch und verbreiten überhaupt keine negativen Vibes, Tracks wie "MediEVIL" oder gar "Blood" klingen gar nicht destruktiv, sondern zimmern einem so richtig schön einen 'rein. Bei derlei motivierender Härte bekommt man unweigerlich Lust sich ordentlich auszutoben. Das sehen wir ganz positiv.
Die Vergangenheit ist gegenwärtig. Altes wird wieder neu, Neues klingt so vertraut, als ob wir es bereits vor Jahrzehnten so gehört hätten. Und so manche ältere Herren wie z.B. Robert Smith, Boy George oder Peter Murphy tauchen überraschend aus dem Schlund der Vergangenheit heraus auf und verzücken mit frischen Klängen und Gesängen. Es verschwimmen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen gestern (oder vorvorgestern) und heute, zwischen Geschichte und Zukunft. Die legendären 80er Jahre mit ihren Sounds, ob New Wave oder Post Punk, ob Cold Wave oder Synthpop, sind längst zu einer Trademark geworden, die jenseits des Zeit-Raum-Kontinuums zu jeder Zeit ihren Platz und euer Herz einnimmt.
15 Jahre! 15 Jahre Mitternachtsreigen, das ist nicht nichts. Da ist nicht nur viel Wasser die Salzach hinuntergelaufen, da ist auch ganz viel Musik über den Äther hinausgetragen worden. Als DJ B-Noize am 04.11.2009 das Projekt startete, ahnte er wohl nicht, wie lange Zeit und wie groß das wird. Erst im Abstand von drei Wochen, bald wöchentlich, versorgte er – bald auch mit Djane Chrissy an seiner Seite - das Salzburger Radiofabrik-Publikum mit feinen Sounds aus dem Grufti-versum. Seit 2009 erfüllen Mr. und Mrs. Mitternachtsreigen konsequent die Mission das Spektrum der Gothic-, PostPunk-, Electro-, EBM-, Synthpop- und was es sonst noch für Färbelungen in der Schwarzen Szene gibt, zu verbreiten und zu erweitern. In über 760 Stunden Musik waren schon an die 5.200 unterschiedlichen Tracks zu hören von fast 2.000 unterschiedlichen Künstlern. Und es werden wöchentlich mehr!
Trick Or Treat? Süßes oder Saures? Naja, weder noch, eigentlich nur Cooles. Eine Halloween-Party-Playlist, die vor Gestalten der Finsternis, Vampiren oder spooky Grusel-Hits nur so strotzt, aber dennoch überhaupt nicht zum Fürchten ist. Selbst wenn sich Dämonen der finstren Nacht mit – zugegeben, sehr hübschen – Hexen ein Stelldichein geben, auch wenn eine Frightnight oder Darkness On Demand Panik verbreiten, so ist doch die Halloween-Gaudi dem Schwarzen Volk eine der liebsten. Der Mitternachtsreigen bricht die Stille der Nacht, ihr zieht mit uns tanzend um die Häuser, so wollen wir die bösen Geister besänftigen.
Eine Kunstausstellung der hörenswerten Art eröffnet sich heute in eurem Mitternachtsreigen, Klangbilder einer Ausstellung sozusagen. Musikalisch betont der Ansatz die Ästhetik des klassischen Synthiepops: Verspielte Melodien und charmante Sounds gemahnen an große Künstler wie Boytronic, übermalt von VNV Nation oder Solitary Experiments mit Farbklecksen von Neuroticfish. Die Soundmaler vereinen ihre vielen verschiedenen Einflüsse aus den 80ern, Brit-Pop-Gitarren, Trance-Bögen aus dem Techno und Melodien aus den 90ern, um eine eigene Welt zu schaffen und ein Gemälde aus Klängen zu illustrieren, das jegliche Stimmung zu vermitteln vermag, Humor und Melancholie, Minimalismus und Art-Pop, digital und analog, Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit - nicht nur für Kunstsammler ein Genuss!
Na Bumm, euren Mitternachtsreigen hat weder der Schlag getroffen noch sind wir in einen fatalen Stromkreis geraten, keine Bange! Hier wird lediglich eine knackige Inhaltsangabe präsentiert, worum's heute geht: Musik aus Strom, wo der Beat so richtig hart einschlägt, electronic Beats, wie der Bodymusiker sie auch nennt. Ein recht rummsiger Reigen ist das heute, nicht ganz so harsh-vocoder-verzerrt, dafür umso stampfig-EBM-lastiger, ganz wie es euch gefällt. Nachtmahrs Sirenen heulen los, Funker Vogt geleiten euch durchs Labyrinth, Djedjotronic und Rein verbreiten Smog On The Dancefloor, und auch sonst haut heute einiges rein. Schlag 23:00 Uhr - schaltet den Strom ein!
Hui, wie die Zeit verrinnt! Ist es tatsächlich schon 45 Jahre her, dass Absolute Body Control gestartet wurde und die Belgier sich zu prägenden Motoren der EBM entwickelten? Stimmt das wirklich, dass vor über 45 Jahren schon ein paar zerzauste Buben unter dem Namen "The Cure" ihren Weltschmerz herausjammerten? Ist es echt schon so lange her, dass wir das erste Mal Oppenheimer Analysis oder Techniques Berlin zu hören bekamen? Ganz genau, die Zeit rast durch die Jahrzehnte, aber zumindest in einem Jahrzehnt macht der Mitternachtsreigen regelmäßig Halt und verneigt sich in Ehrfurcht und Nostalgie vor den großen und nicht ganz so großen Helden der 80er Jahre. Die Zeit bleibt nicht stehen - und, hui! Schon wieder ist eine Stunde Mitternachtsreigen 'rum.