Ganz ehrlich, die Kälte nervt schön langsam, wir frieren mittlerweile ganz ordentlich - diese düsteren, grauen, kalten Tage dauern nun schon entschieden zu lange. Wenn man sich jedoch im Musikspektrum der Schwarzen Szene umhört, so sind wir wohl nicht die einzigen, denen kalt ist. Was da an eisigen Titeln geboten wird, da überkommt einen glatt das innere Frösteln. Kris Baha ist Kalt, Rue Oberkampf ist Kalt, Echoes ist gar "Ice Cold". Nicht umsonst erfreut sich auch die Cold Wave ungebrochener Beliebtheit. Naja, und die unterkühlte Attitude mancher Künstler finden wir auch g'sheit cool. Also, der Mitternachtsreigen versucht's 'mal mit Warmtanzen, vielleicht treibt das das Stimmungsbarometer ganz schnell in die Höhe.
Taucht mit dem Mitternachtsreigen ein in eine Nacht der dunklen rhythmischen Elektronik. Bedrohlich erheben sich dumpfe Schläge der Drums aus den Tiefen der Bässe, schnarrendes Wummern überträgt sich direkt in die Seele und kreiert eine düstere Atmosphäre von wabernden Schallwellen und über finsteren Klangnebelschwaden schwebenden Sounds. Es ist keine Mensch-gegen-Maschine-Experience, hier verschmelzen martialische Kräfte zu wütender Energie und zerstörerischem Rausch. Mit einer selten gefühlten Vehemenz und Heftigkeit boxt der Beat ungestüm ins Trommel-Fell, Tracks wie "Smash Hammer", "Ready To Die" von Ruined Conflict oder "Darkest Hour" von Die Sexual künden wuchtig von kommenden Dystopien.
Ob sich jemand in hundert Jahren noch an die legendäre Ära der 1980er Jahre erinnert? Sind die musikalischen Errungenschaften aus dieser Zeit ebenso geschichtsträchtig wie die Opern eines Mozart oder Symphonien Beethovens? Ja, warum denn nicht! Wenn ein Jahrgang das Zeug hat zur modernen Klassik zu werden, dann wohl die Dekade, die uns mit erlesenen Sounds des Synthpop, der New Wave, des Post Punk versorgte. Und Geschichte wurde geschrieben, in der Tat. Die ersten Bands der 80s kratzen jetzt schon an der 45er-Marke ihres Bestehens. Berühmtestes Beispiel hierfür sind natürlich Depeche Mode, aber auch Die Krupps feiern ihren 45sten. Ach, wer reißt denn nicht bei den ersten Takten von Tears For Fears "Shout" die Arme in die Höhe und singt lautstark mit! Wer sucht nicht unmittelbar nach den ersten Noten von Sioucsie's "Cities in Dust" dringend Platz zum Austoben. Euer Mitternachtsreigen arbeitet monatlich daran die 80er im Geschichtsbuch zu verewigen..
Kaum ein Musikgenre, das so viel Power und Energie transportiert wie EBM, die Electronic Body Musik. Beats schlagen präzise im 4/4 Takt, akkurat wird dazu im Quadrat gestampft. Und wer hat’s erfunden? Nein, hier war die Schweiz gänzlich unbeteiligt, vielmehr kommen die elektronischen Körperklänge aus den nördlichen Gefilden Europas, vor allem aus Belgien. Front 242 haben sich hier als Pioniere, als Aushängeschild der EBM ganz besonders verdient gemacht und haben als eine der ersten Elektronik-Bands der 1980er Jahre Meilensteine in der Geschichte der elektronischen Musik geschaffen. Umso schwerer fällt es sich von den Legenden zu verabschieden, doch tatsächlich wurde am Samstag in Brüssel der finale Abschluss der Blackout-Tour gefeiert, das Ende einer Ära. Auch der Mitternachtsreigen schließt sich der großen Verbeugung vor einer Band, die immer ihrer Zeit voraus war, an und zollt ihr Tribut. Front 242 sind weg von der Bühne – aber wir wissen: Never Stop! Im Rhythmus bleiben.
Bevor der Winter um ist, zelebrieren wir noch die wunderbare Stimmung, die faszinierende Schönheit der Schwermut, die einen an einem frostigen Winterabend überkommt - leicht melancholisch, dunkel, klirrend vor Kälte, dennoch cosy und warm im Herzen. Wer braucht schon Daunenjacken, wenn er in die wohlige Umarmung blubberiger Synthpop-Klänge schlüpfen kann. Draußen toben die Eiskristalle, drin im Player rotiert Eisfabrik mit "Ice Machine". Doch es wären nicht die heißgeliebten Synthesizing-Momente, wenn nicht der Mitternachtsreigen den "Bad Times" von Optic oder "Misery" von Straight Razor etwas Tröstliches abgewinnen könnte. Ist wohl nichts mit Winter-Depri, wir mögen doch die lange, dunkle Nacht.
Hui, heute drehen wir ordentlich auf, alles, was geht: die Heizung, die Lautstärke, die Beats per Minute, die Bässe, die Stimmung, und als allererstes natürlich das Mitternachtsreigen-Radio! Da spielt's heute Granada, schön mit Wumms. Dabei haben wir gar nicht 'mal nur die üblichen Rabauken im Gepäck, wir jubeln euch diesmal einen satten Schwung neuer oder noch nie im Mitternachtsreigen gespielter Bands und Tracks unter - Alvabeat, Cronos Titan, Straight Razor stellen sich direkt mit einer Penetranz vor, an der wir nicht vorbei kommen. Aber auch die "alten" Bekannten sind schon mit brandheißem 2025er Material am Start. Das fängt ja schon gut an!
Bei den legendären 80er Jahren wird der Mitternachtsreigen zum Wiederholungstäter - sind doch auch die 80s mit ihrem intervallmäßigen Wieder-Auftauchen eine immerwährende Wiederholung. Jedoch nicht im Sinne eines genervten Seufzers "Na geh, nicht schon wieder", vielmehr wie ein jauchzendes, erwartungsvolles "Oh wie schön, bitte nochmal!". Eine Wieder-Holung all der verwirrenden, neuartigen, gespannten Gefühle, die die Sounds der New Wave oder des Postpunk in uns hervorriefen und es immer wieder tun, und das schon seit gut 45 Jahren. Das bewirken die oft wohlbekannten, manchmal neu interpretierten, immer wieder besonders gut inszenierten Tracks von The Cure, Tears For Fears oder Bauhaus. Und wir hören sie immer und immer und immer wieder.
Na, habt ihr euch alle gebührend von 2024 verabschiedet? Ordentlich hineingefeiert in ein spannendes 2025? Auch der Mitternachtsreigen feiert heute noch einmal das vergangene Jahr ab, das doch einiges Aufregendes in musikalischer Hinsicht zu bieten hatte. Es gab wirklich schone Releases, wobei sich manche Bands vom Konzept "Album" verabschiedet haben und einfach in regelmäßigen Abständen einzelne Singletracks anbieten. Dass aber auch ein kompletter Albumrelease noch funktioniert, bewiesen The Cure eindrucksvoll mit ihrem wunderschön schwermütigen Album "Songs Of A Lost World". Ebenso schwermütig machte der sentimental zelebrierte Abschied der EBM-Altvorderen Front 242 von den Bühnen - kein Grund jedoch, sie nicht ab und an zumindest wieder aufs Radioparkett zu holen. Was sonst noch alles los war in 51 Sendungen Mitternachtsreigen, da hören wir heute noch einmal rein.
Heilig' Abend war gestern (tatsächlich, ist so!). Wahrscheinlich erklangen gestern bei euch allen mehr oder weniger besinnliche Weihnachtslieder, mehr oder weniger gekonnt vorgetragen. Heute, heute kommen die echten Geschenke, die richtig hinreißenden Weihnachtssongs von allseits beliebten Künstlern, die es wirklich drauf haben. Alle Jahre wieder überraschen uns unsere Szene-Artists mit neuen X-Mass-Compilations, unter anderem die hart electro-industrial-lastige GrabYourChristmastree, oder releasen neues Material für die Feiertage. Da braucht's keinen Weihnachtsmann, kein Christkind, um euch mit coolen Klängen unter dem Weihnachtsbaum zu unterhalten, denn die Tracks verpackt in eine Stunde Mitternachtsreigen zaubern ein fröhliches Strahlen in eure Augen - und Ohren.
Was war das denn für ein fantastisches Jahr für Synthpop? 2024 war vollgepackt mit unvergesslichen Songs von legendären Ikonen des Genres bis hin zu aufstrebenden Newcomern in der Dark-Music-Szene, mit Veröffentlichungen aus den Wurzeln des Synthpop - wie unlängst Camouflage's 40-Jahre-Jubiläums-Release - bis hin zu brandaktueller Popmusik. Dieses eigene Gespür für clubkompatible Sounds und Harmonien, für dunkle Trance-Klanglandschaften, für eingängigen Futurepop mit pulsierendem Bass, aber auch für melancholische Balladen mit und introspektiven Texten, die einen in wohlige Schwermut einhüllen und mit atmosphärischen Mediensamples und einladendem Gesang betören, packt einen ganz einfach und lässt einen nicht mehr los - die heißgeliebten Synthsounds bieten alles, was wir an melodischer Elektromusik lieben. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.