Die ersten Gehversuche der elektronischen Clubmusik werden in den späten 70er-Jahre gemacht und zeichnen sich durch reichlich Punk-Attitüde aus. New Wave, Minimal Wave und dessen kommerzieller ausgerichtete Synthpop-Abkömmlinge stehen hoch im Kurs und beeinflussen nach wie vor aktuelle Mainstream-Produktionen. Dem gegenüber hinterlässt die düsterere und etwas jaulendere Schwester aus dem Bat Cave und Post Punk mit dem Flair einer 30 Jahre alten Kellerproduktion − inklusive authentisch-punkigem Anarcho-Touch merklich ihre Spuren. Ganz im Zeichen des Punk ist Minimalismus gefragt. Beatboxen, simple Analog-Synthesizer und Sequenzer sowie Tape-Recorder waren meist das einzig verfügbare Equipment − und nach diesen Geräten muss der Sound auch klingen. Das tut er auch - gut und gerne, so wie Bauhaus' "Bela Lugosi's Dead" oder das Ding mit "Reassurance Ritual". New Wave und Bat Cave - das passt zusammen!
Die derzeitige Situation lässt uns alle mit Betroffenheit und Mitgefühl zu unseren europäischen Nachbarn blicken. Besonders in Zeiten wie diesen ist uns soziales Engagement ein wichtiges Anliegen. Zeichen der Verbundenheit und Solidarität können auf vielerlei Wegen gesetzt werden. Gerade unter Künstlern und Intellektuellen ist das Engagement besonders groß und umfassend, und so sind in den letzten Wochen einige Projekte zustande gekommen, musikalische Releases, Compilations oder persönliches Engagement der Künstler, deren Erlöse als Unterstützung der humanitären Hilfe für die Ukraine zugutekommen. So viel Menschlichkeit gehört gefördert, so stellen wir euch in dieser Stunde einige dieser Projekte vor. Wir wünschen uns und vor allem den Freunden in der Ukraine Frieden in ihrem Land und wir alle können dazu beitragen, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen.
Ach, immer wieder trägt sie uns seufzerlösend und jauchzend empor, die hymnische Gewalt des Synthpop. Diese voll- und willkommenen Ohrwürmer hatten schon immer dieses gewisse Etwas, das sie aus der Masse von Electro-Synth-Tracks hervorhebt - ein perfektes Feeling für packende Melodien, kraftvolle, unverkennbare und charismatische Stimmen, elektronische Sounds mit Drive, ab und an durchaus Club-taugliche Beats, Gefühl und Power. Blaklight und Priest stellen neues Material zur Akustik-Schau, eine sensationelle Kollaboration der Urgesteins-Synthpopper Soft Cell und Pet Shop Boys lässt sprichwörtlich aufhorchen und noch so manch weiteres Kleinod aus Elektronen tut sich hervor. So geht Synthpop, so ist Kunst.
Immer feste eins oben drauf - Jawoll! Einmal im Monat wird hier so ordentlich reingesemmelt, harte Kost aus Krawall und Verfall. Maschine und Mensch verschmelzen. Stetiger Pulsschlag umarmt die Dunkelheit, die uns alle erreicht. Schallangriffe, Bassattacken kulminieren in reinste Beatgewitter, kristallisieren in rhythmische Muster der Zerstörung. Treibende Beats mit pulsierenden Synthie-Bassläufen hämmern absolut geeignet für die Primetime jeder Darkelectro Party oder Streaming Session. Da bekommt man richtig Lust, sich auszutoben zu Noisuf-X's "Toccata Del Terrore" oder Rein's + Djedjotronic's "Transmutation". Bei so einem Haufen massiv geballter Power in einer Stunde ist es doch unmöglich ruhig zu bleiben.
Zwischen düsterem Post-Punk und minimalistischen Wave-Sounds bewegen sich die frühen 80er Jahre, und genau diesen vernebelten Geist der 80er beschwört der Mitternachtsreigen wieder hervor. Bands, die sich als kühl, in sich gekehrt und distanziert beschreiben lassen, greifen Themen aus Leere und Angst auf, die auch schon im Punk eine große Rolle spielten, eine Haltung als Absage an die offensive Weltanschauung der hedonistischen Jugendkulturen. Sie behielten einerseits die Energie, die Stärke und die Respektlosigkeit der Punkmusik, wie auch die Faszination für Elektronik, Lifestyle und Kunst bei. So zeigt die Wave-Musik eine große stilistische Bandbreite, ambitionierte Künstler, die mit synthetischem Minimalismus und avantgardistischer Kakofonie arbeiten - das ganze imposante Ein-Sturm-zieht-auf-Panorama der Tracks kreiert wunderbar dramatische Ohrwürmer.
Manchmal fällt es verdammt schwer, business as usual zu bieten - eigentlich wollten wir heute ganz besonders albern mit einem Faschingsmittwoch für das närrische Treiben in Verlängerung gehen, aber ganz ehrlich, jetzt ist uns gerade eigentlich nicht die Laune nach Rumblödeln. Aber sehr wohl ist uns die Laune nach Musik, und ganz besonders steht uns der Sinn danach ganz große Solidarität und Freundschaft mit ukrainischen Künstlern hochzuhalten. Also hören wir heute hinein in das wohl tapferste Land in dieser Zeit in Europa, was da alles geboten wird, wir haben Künstler der Ukraine herausgepickt, die Musik für uns, für euch machen, z.B. Electro von Ginger Snap5 oder Kurs Valüt, Post Punk-Darkwave von Icy Men oder The Glass Beads u.v.m.
Die Electronic Body Music hat ihren eigenen Feier-Tag - am 24.2. stampft die EBM-Fraktion im Vier-Viertel-Takt - da machen wir doch glatt mit! Rau, aufreibend und dreckig kommt die elektronische Körpermusik daher, deren brachialer Impetus Bewegung provoziert. Ihr Sound, ihr Beat, ihr Rhythmus beschönigt nichts, betont die Kanten und das in einem musikalischen Vorwärtsgang, der nicht diskutiert. Für Drive und Kraft sorgen energetische analoge Synthies und Drumsounds, welche großen Namen und Aushängeschildern wie Front 242 oder DAF Tribut zollen. Aber nicht nur die üblichen Verdächtigen schmettern die Four-to-the-Floor, auch (mehr oder weniger) junge, (mehr oder weniger) frische Bands markieren einen klasse EBM-Sound mit ebenso treibendem wie komplexem Charakter.
Es ist kaum zu glauben, doch immer häufiger ist nun schon die Rede von "Öffnung der Clubs". Kann das wahr sein? Ist die Chance real? Kaum vorstellbar, dass man sich gelegentlich wieder Nächte um die Ohren schlägt, dass man sich stundenlang auf dem Dancefloor verliert, dass einem direkt wieder schillernde Club-Luft um die Ohren flirrt. Wie geht das denn? Können wir überhaupt noch tanzen? Haben wir denn noch den Beat im Blut? Genau das gilt es heute herauszufinden; wir haben Hammertracks für euch auf Lager, und wer dabei ruhig sitzen bleiben kann, der hat's wohl tatsächlich verlernt, den Takt, den Rhythmus, die Eskalation, die "Body Music". Wir wummern euch schon 'mal prophylaktisch warm...
Heute scheint es nur noch schwer vorstellbar, dass das Festhalten, Konservieren und Wieder-Abspielen von Klängen jahrhundertelang ein unerfüllbarer Traum war. Doch von den ersten Tonaufnahmen mit dem Phonographen bis zur Vinyl-Schallplatte, Musikkasette, CD oder gar zu modernen Techniken wie MP3 war es ein weiter Weg. Diesen Weg geht der Mitternachtsreigen gemeinsam mit euch, wir erinnern uns an unsere ersten Erfahrungen mit Tonträgern, unsere ersten selbst gekauften Tonträger, unsere Lieblingsplatten, Chrissy's manischen Faible für Limited Editions - sie freut sich zum Beispiel schon auf die kommende limitierte Fan-Box von Eisfabriks "Life Below Zero" - und so manch persönliche Episode der beiden Mitternachtsreigen-Macher und ihre Musiksozialisation.
Der Mitternachtsreigen wird zum Mitternachts-ZWEI-gen - das bietet sich an diesem 02.02.2022 ja geradezu an. Die Zwei ist das Symbol für zwei Hälften eines Ganzen, hell und dunkel, Licht und Schatten - zwei, die zusammen gehören. Den zwei Mitternachtsreigen-Machern fiel es nicht schwer für diese Ausgabe Duos aus den 80ern in die Playlist zu packen, Musiker im Doppelpack, musikalische Paarungen wie z.B. Erasure, Pet Shop Boys oder die Eurythmics dürfen da in trauter Zweisamkeit nicht fehlen.